Die drei Grundkräfte der Seele

Ein Hauptwerk was wir für unseren Yogaunterricht verwenden ist das Buch „Die Seelendimensionen des Yoga“ von Heinz Grill. Dabei erwähnt er gleich zu Beginn die drei Grundkräfte der Seele.

  • Denken
  • Fühlen
  • Wollen

Diese drei Kräfte sollten, damit der Mensch zu einer Entwicklung zu Unabhängigkeit und sozialem Engagement fähig wird, geordnet und gestärkt werden. Dies bedeutet dass der Mensch zu einer beständiger Ordnungs- und Entwicklungsarbeit aufgerufen ist. Denn es ist nicht so, wenn diese Ordnung einmal erreicht ist, dass diese beständig bleibt. Jeden Tag neu bedarf es einer Ordnung der Seelenkräfte.

Heinz Grill stellt mit seiner Yogaübungsweise Möglichkeiten dar, wie die Ordnung und Stärkung dieser Kräfte gefördert und entwickelt werden kann.

Im normalen Leben sind diese drei Kräfte häufig miteinander verwickelt. Wie Farben, wenn sie vermischt werden und einen undefinierbaren graubräunlichen Farbton erzeugen. Um die Farben in ihrer eigentlichen Schönheit wieder zu erkennen, müssen sie voneinander getrennt werden. So muss der Übende lernen, das Denken, das Fühlen und das Wollen zu gliedern und auch gegliedert einzusetzen.

Heinz Grill gibt hier ein Bild der Sonne. Er beschreibt die aufgehende Sonne als Entsprechung eines Denkens, welches die Umgebung erleuchten kann. Damit ist aber nicht der Intellekt gemeint, sondern in diesem Denken lebt ein gedanklich sonnenhafter Inhalt. Es ist ein „bewusstes inhaltliches aufmerksames Betrachten mit einer sehr klaren gedanklicher Beobachtung“.

Auf das vorstellende Denken folgt das Fühlen. Heinz Grill beschreibt es wie die Sonne im eigenen Inneren. Die Empfindung bildet das Zentrum des Seelenlebens. Das Fühlen entsteht aus dem Denken.

Das Wollen ist wie der nächtliche Sternenhimmel, der in Abwesenheit der Sonne eine außerordentliche große Wirkung auf die Welt verströmt und deshalb in der Außenwelt eine Veränderung hinterläßt. Der freie Wille ist eine Folge des geordneten Denkens und Fühlens

Ganz allgemein kann man als eine gute Gliederung folgenden Vorgang bezeichnen. Jeder Handlung geht eine Vorstellung voraus; diese Vorstellung kann empfunden (Fühlen) werden und dann in eine freie Handlung (Willen) münden.

So besteht eine viel größere Verletzungsgefahr bei Yogaübungen wenn der Einzelne den Willen nicht bewusst, gezielt in einer bestimmte Region des Körpers einsetzt. Sondern sozusagen ein ungegliederter „Körperwillensbatzen“ wird. 

Diese Gliederung erüben wir in den Yogakurses mit dem Übertrag ins Leben. Diese zwei Yogabilder zeigen auf, dass beim ersten Bild ein ruhiger und intensiver Ausdruck entsteht, da sich der Wille in genau gewählten Zonen des Körpers konzentriert. (siehe auch Seelendimensionen H.Grill S.185)  Das zweite Bild zeigt einen ungegliederten Willenseinsatz, der den Körper mehr verspannt und die Bewegungsentfaltung blockiert.

Wenn vor der Ausführung eine klare bildhafte, schon spürbare Vorstellung besteht, an welcher Stelle die Krafteinsatz erfolgt und wo die Entspannung sein wird, kann diese Vorstellung unmittelbar gefühlt werden und der Körper kann die Übung frei und leicht ausführen. (Bei ungewohnten Übungen und Bewegungen, kann man nicht sofort den Gedanken erfühlen. Es braucht eine gewisse Vorbereitung, bzw. erst ein Erlernen von gewissen Schritten.)

m Leben ist das genauso. Wenn unser Willen unsere Vorstellungen dominiert, sind die Schultern verspannt und man rennt damit durchs Leben. Die Worte werden durch den Willen dominiert und können häufig verletzend wirken. Es ist eine unterschwellige Art von Gewalt, die in solchen Momenten transportiert wird.  

Dies ist ganz anders, wenn man seine Vorstellungen klar und sicher zu den nächsten Schritten gebildet hat und diese Vorstellung während des Tuns aufrechterhalten kann. Diese Gliederung stellt eine Art Gewaltlosigkeit dar und wirkt befriedigend auf die Umwelt. Dies wäre eine Art Neuland wofür es sich lohnt sich in diese Richtung zu entwickeln.

So wäre der sonnenhafte Inhalt, das gegliederte Arbeiten. Es besteht eine klare Vorstellung, wo der Wille eingesetzt werde sollte. Daraus entsteht ein freieres Körpergefühl und die Fähigkeit in der Folge freier den Körper zu gestalten.

Wir könnten auch ein einfaches Beispiel aus dem Alltag anführen. Der Mensch will ein Gericht kochen. Nehmen wir einmal eine schwäbische Leibspeise, das sind Linsen und Spätzle.

Nun hat der Koch vielleicht in Schwaben wohnend, dieses Gericht schon oft gekocht. Dann ist zum Ablauf der Zubereitung nicht mehr soviel Vorstellungsarbeit nötig, denn die Vorstellung für dieses Gericht und seine Zubereitung trägt er schon in sich. Aber auch hier kann man sich ein Ziel setzen, das über den Gewohnheitsablauf hinausgeht. Dieses Gericht in dem Hülsenfrüchte und Eierteigwaren zusammenfinden ist eine sehr sättigende und kräftigende Speise. Diese sollte nun denjenigen der die Mahlzeit einnimmt aber nicht beschweren. So kann der Koch diesen Gedanken hinzunehmen, dass das Mahl stärken soll aber nicht beschweren. Damit gibt er zum Bekannten und Gewohnten etwas Neues hinzu. Wenn er dieses nun nicht nur intellektuell denkt, sondern länger sich damit lebendig auseinandersetzt und es vielleicht sogar bis ins Bildhafte hinein denkt, kann er nach und nach den Wert eines belebteren Linsengerichtes für seinen Mitmenschen und auch für sich empfinden. Die Ideen für förderliche Variationen kommen dem Koch damit leichter entgegen. Zum Beispiel etwas Gemüse hinzuzutun oder etwas Schärfe und auch den Essig gezielter einzusetzen. Auch der Wille zur Umsetzung wird damit angeregt. Derjenige, der dann die Speise isst, wird nicht nur durch die materielle Veränderung, sondern auch durch die getätigten Gedanken, die die Zubereitung begleiten, eine belebtere Speise essen, und sie auch besser verdauen können.

Dies ist eine Form von sozialem Arbeiten. Man wird kreativ in dem man an Förderleistungen für den Anderen mit neuen Ideen denkt, dies empfindet und das in die Tat umsetzt.

Diese Unterscheidung wann ist es Denken, wann Empfinden und wann sind es die Willensimpule ist nicht immer ganz leicht. Je nach Veranlagung, kann die Empfindung zeitnah mit dem Denken kommen, oder die Empfindung und die Willensimpule liegen eng beieinander. Durch die dargestellte Gliederung des Tuns, wird das aber nach und nach immer besser geordnet und wahrgenommen.

Diese Ordnung der Seelenkräfte erscheint für unsere heutige Zeit sehr wichtig. Damit kann soziales Engagement geschehen, bei dem der Einzelne in seiner Eigenkraft gestärkt wird.

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