Das fünfte Zentrum – nach Rudolf Steiner

Aus dem Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten“ von Rudolf Steiner (spiritueller Lehrer und Begründer der Anthroposophie) sind einige Zitate entnommen, die die Entwicklung des fünften Zentrums beschreiben. Dieses Buch beschreibt den Übungsweg, wie sich ein Mensch zu höheren Erkenntnissen eigenständig entwickeln kann. Hier sind Auszüge aus seinem Buch über die Entwicklung des fünften Cakra. Kursiv Geschriebenes ist direkt aus dem Buch zitiert.

Der Mensch hat sieben feinstoffliche Energiezentren entlang seiner Wirbelsäule bis zum Scheitel angelegt. Sie werden klassisch als Lotusblumen bezeichnet mit jeweils einer bestimmten Anzahl von Blütenblättern. Diese Darstellung kommt vormals aus der indischen Kultur. Die Cakra stehen in Beziehung zur körperlichen Gesundheit und zur seelischen Entwicklung. Das fünfte Energiezentrum das sich auf Kehlkopfhöhe vor dem Körper, also außerhalb, befindet wird als sechzehnblättrige Lotusblume beschrieben.

Rudolf Steiner beschreibt, wie im Menschen in früheren Zeiten 8 Blütenblätter entfaltet waren und diese aber jetzt nur noch belebt werden können, wenn der Mensch eigenständig die weiteren acht Blütenblätter entwickelt. Hierbei geht es um die Entwicklung von neuen Sinnen, die man als eine Art Hellsichtigkeit, man könnte es auch mit intuitivem Wirklichkeits- oder Wahrheitswahrnehmen beschreiben. Dazu sind 8 verschiedene Schritte notwendig.

aus dem Kapitel „Über einige Wirkungen der Einweihung“ S. 119 – 122

Der Mensch muss auf bestimmt Seelenvorgänge Aufmerksamkeit und Sorgfalt verwenden, die er gewöhnlich sorglos und unaufmerksam ausführt. Es gibt acht solcher Vorgänge. Ganz unten am ende ist der erste Punkt ausgearbeitet.

1.) Der erste ist die Art und Weise, wie man sich Vorstellungen aneignet. Gewöhnlich überlässt sich in dieser Beziehung der Mensch ganz dem Zufall. Er hört dies und das, sieht das Eine und das Andere und bildet sich danach seine Begriffe. Solange er so verfährt bleibt seine sechszehnblättrige Lotusblume ganz unwirksam. Erst wenn er seine Selbsterziehung nach dieser Richtung in die Hand nimmt, beginnt sie wirksam zu werden.Er muss zu diesem Zwecke auf seine Vorstellungen achten. Eine jede Vorstellung soll für ihn Bedeutung gewinnen. Er soll in ihr eine bestimmt Botschaft, eine Kunde über Dinge der Außenwelt sehen. Und er soll nicht befriedigt sein von Vorstellungen, die nicht eine solche Bedeutung haben.Er soll sein ganzes Begriffsleben so lenken, dass es ein treuer Spiegel der Außenwelt wird.Sein Streben soll dahingehen, unrichtige Vorstellungen aus seiner Seele zu entfernen. –

2.) Ein zweiter Vorgang betrifft in ähnlicher Richtung die Entschlüsse des Menschen. Er soll nur aus gegründeter, voller Überlegung selbst zu dem Unbedeutendem sich entschließen. Alles gedankenlose Handeln, alles bedeutungslose Tun soll er von seiner Seele fernhalten. Zu allem soll er wohlerwogene Gründe haben. Und er soll unterlassen wozu kein bedeutsamer Grund drängt.

3.) Der dritte Vorgang bezieht sich auf das Reden. Nur was Sinn und Bedeutung hat soll von den Lippen des Geheimschülers kommen. Alles Redens um des Redens Willens bringt ihn von seinem Wege ab. Die gewöhnliche Art der Unterhaltung, wo wahllos und bunt alles durcheinandergeredet wird, soll der Geheimschüler meiden. Dabei aber soll er sich nicht etwas ausschließen von dem Verkehr von seinen Mitmenschen. Gerade vom Verkehr soll sein Reden sich zur Bedeutsamkeit entwickeln. Er steht Rede und Antwort, aber er tut es gedankenvoll, nach jeder Richtung überlegt. Niemals redet er unbegründet. Er versucht nicht zuviel und nicht zuwenig Worte zu machen.

4.) Der vierte Seelenvorgang ist die Regelung des äußeren Handelns. Der Geheimschüler versucht sein Handeln so einzurichten, dass es zu den Handlungen seiner Mitmenschen und zu den Vorgängen seiner Umgebung stimmt. Er unterlässt Handlungen, welche für andere störend sind oder die im Widerspruch stehen mit dem, was um ihn herum vorgeht. Er versucht sein Tun so einzurichten, dass es sich harmonisch eingliedert in seine Umgebung, in seine Lebenslage usw.. Wo er durch etwas veranlasst wird zu handeln, da beobachtet er sorgfältig, wie er der Veranlassung am besten entsprechen könne. Wo er aus sich heraus handelt, da erwägt er die Wirkungen seiner Handlungsweise auf das deutlichste.

5.) Das fünfte das hier in Betracht kommt, liegt in der Einrichtung des ganzen Lebens. Der Geistschüler versucht natur- und geistgemäß zu leben. Er überhastet nichts und ist nicht träge. Übergeschäftigkeit und Lässigkeit liegen ihm gleich ferne. Er sieht das Leben als ein Mittel der Arbeit an und richtet sich dementsprechend ein. Gesundheitspflege und Gewohnheiten richtet er sich so ein, dass ein harmonisches Leben die Folge ist.

6.) Das sechste betrifft das menschliche Streben. Er versucht nichts zu tun, was außerhalb seiner Kräfte liegt aber auch nichts zu unterlassen, was innerhalb derselben sich befindet. Andererseits stellt er sich Ziele, die mit den Idealen, mit den großen Pflichten eines Menschen zusammenhängen. Er fügt sich nicht bloß gedankenlos als ein Rad ein in das Menschentriebwerk, sondern er versucht seine Aufgaben zu begreifen, über das Alltägliche hinauszublicken. Er strebt danach seine Obliegenheiten immer besser und vollkommener zu machen.

7.) Das siebte betrifft das Streben, möglichst viel vom Leben zu lernen. Nichts geht an dem Geheimschüler vorbei, was ihm nicht Anlass gibt, Erfahrung zu sammeln, die ihm nützlich ist für das Leben. Hat er etwas unrichtig oder unvollkommen verrichtet, so wird das ein Anlaß, ähnliches später richtig oder vollkommen zu machen. Sieht er andere handeln, so beobachtet er sie zu seinem ähnlichen Ziele. Er versucht sich einen reichen Schatz von Erfahrungen zu sammeln und ihn stets sorgfältig zu Rate zu ziehen. Und er tut nichts ohne auf Erlebnisse zurückzublicken, die ihm Hilfe sein könnten bei seinen Entschlüssen und Verrichtungen.

8.) Das achte ist endlich ist: der Geheimschüler muss von Zeit zu Zeit Blicke in sein Inneres tun; er muss sich in sich selbst versenken, sorgfältig mit sich zu Rate gehen, seine Lebensgrundsätze bilden und prüfen, seine Kenntnisse in Gedanken durchlaufen, seine Pflichten erwägen, über den Inhalt und Zweck des Lebens nachdenken usw..

Wenn ich die weiteren Gedanken von Rudolf Steiner hier zusammenfasse, sagt er, noch Allgemeines zu dieser Entwicklung und dass diese zu Hellsichtigkeit führt. Er beschreibt nochmals die Wichtigkeit, dass das Reden und Denken mit den Vorgängen der Außenwelt zusammenstimmen muss und ein wahres Abbild der Außenwelt sein sollte. So schreibt er: „Wer Unwahres denkt und redet, tötet etwas im Keim der sechzehnblättrigen Lotusblume“. Werte wie Wahrheit und Ehrlichkeit bauen die Blätter auf, Lügenhaftigkeit und Falschheit wirken in diesem Bereich zerstörend. Wichtig ist dabei, dass es nicht auf die gute Absicht sondern auf die Tat ankommt.

Diese genannten Eigenschaften müssten so zur Gewohnheit werden, wie Gewohnheiten ansonsten üblicherweise auftreten. Diese Lebensgrundlagen führen dann nach und nach zu einer Hellsichtigkeit. Er beschreibt weiter, dass es andere Anweisungen gibt, wie man die Lotusblüte entfalten kann, benennt diese zwar nicht, sagt aber, dass das mit einer Schwächung und Degeneration der Persönlichkeit einhergehen kann. Ich persönliche könnte mir vorstellen, dass das durch energetische Manipulationen geschehen könnte. Die eigenständige persönliche Entwicklung wie es Rudolf Steiner beschreibt ist schwierig und im Gegensatz zu einfacheren manipulativen Eingriffen in den Äther- und / oder Seelenleib zu sehen.

In einem weiteren Beispiel beschreibt er, dass wenn wir schnellfertig ein Urteil übernehmen und dann kurz danach ein widersprechendes Urteil hören, sind wir dadurch genötigt das Urteil umzubilden, dies wirkt eher verhärtend auf die Blütenblätter. Im Ideal sollte man sich mit seinem Urteil Zeit lassen bis wirkliche sichere Anhaltspunkte für die Sache gefunden wurden.

Die Hellsichtigkeit aus dem fünften Zentrum beschreibt Rudolf Steiner an einem Beispiel folgendermaßen: „ Die Lotusblume mit sechzehn Blättern, das fünfte Zentrum, nimmt Gestalten wahr. Die Gedankenart, die eine Seele hat, die Gesetze nach denen sich eine Naturerscheinung vollzieht, treten für die sechzehnblättrige Lotusblume in Gestalten auf. Es sind aber nicht ruhige, starre Gestalten, sondern bewegte, mit Leben erfüllte Formen. Der Hellseher, bei dem sich dieser Sinn entwickelt hat, kann für jede Gedankenart, für jedes Naturgesetz eine Form nennen, in denen sie sich ausprägen. Ein Rachegedanke z. B. Kleidet sich in eine Pfeilartige zackige Figur, ein wohlwollender Gedanke hat die Gestalt einer sich öffnenden Blume usw.. Bestimmte, bedeutungsvolle Gedanken sind regelmäßig, symetrisch gebildet; unklare Begriffe haben gekräuselte Umrisse.“

Mit dieser Zusammenfassung hoffe ich, dass der Übende, der Interesse daran hat seine Persönlichkeit zu entwicklen einmal aus der Sicht von Rudolf Steiner Anregungen bekommen kann.

Hier eine Ausarbeitung des ersten Punktes. Er hat im Rahmen einer Veranstaltung von Mensch&Leben stattgefunden. Die einzelnen Sätze sind numeriert um der besseren Verständlichkeit willen. Kursiv sind Zitate aus dem Buch, Nomalschrift sind die Kommentare dazu.

Der Mensch muss auf bestimmt Seelenvorgänge Aufmerksamkeit und Sorgfalt verwenden, die er gewöhnlich sorglos und unaufmerksam ausführt. Es gibt acht solcher Vorgänge.

  1. Der erste ist die Art und Weise, wie man sich Vorstellungen aneignet. Gewöhnlich überlässt sich in dieser Beziehung der Mensch ganz dem Zufall. Er hört dies und das, sieht das Eine und das Andere und bildet sich danach seine Begriffe. Solange er so verfährt bleibt seine sechszehnblättrige Lotusblume ganz unwirksam. Erst wenn er seine Selbsterziehung nach dieser Richtung in die Hand nimmt, beginnt sie wirksam zu werden.
  2. Er muss zu diesem Zwecke auf seine Vorstellungen achten.
  3. Eine jede Vorstellung soll für ihn Bedeutung gewinnen. Er soll in ihr eine bestimmt Botschaft, eine Kunde über Dinge der Außenwelt sehen.
  4. Und er soll nicht befriedigt sein von Vorstellungen, die nicht eine solche Bedeutung haben.
  5. Er soll sein ganzes Begriffsleben so lenken, dass es ein treuer Spiegel der Außenwelt wird.
  6. Sein Streben soll dahingehen, unrichtige Vorstellungen aus seiner Seele zu entfernen.

Nachdem wir diese Sätze wahrgenommen haben, versuchten wir zu einem besseren Verständnis zu kommen. Also Vorstellunegn zu bilden, die diese Aussagen wahr nachbilden.

1. Der erste ist die Art und Weise, wie man sich Vorstellungen aneignet. Gewöhnlich überlässt sich in dieser Beziehung der Mensch ganz dem Zufall. Er hört dies und das, sieht das Eine und das Andere und bildet sich danach seine Begriffe. Solange er so verfährt bleibt seine sechszehnblättrige Lotusblume ganz unwirksam. Erst wenn er seine Selbsterziehung nach dieser Richtung in die Hand nimmt, beginnt sie wirksam zu werden.
1. Das war relativ leicht nachvollziehbar, denn es ist eine Sache, die jeder kennt. Wie aber soll die Vorstellungsbildung als Selbsterziehung aussehen.

2. Er muss zu diesem Zwecke auf seine Vorstellungen achten.
2. Dazu kann man sagen, man muss erstmal aufmerksam werden auf seine Vorstellungen. Erstmal bemerken, dass man überhaupt Vorstellungen hat, sobald man etwas wahrnimmt.

3. Eine jede Vorstellung soll für ihn Bedeutung gewinnen. Er soll in ihr eine bestimmt Botschaft, eine Kunde über Dinge der Außenwelt sehen.
3. Das war dann schon schwieriger.
Folgende Gedanken haben wir uns erarbeitet. Die Vorstellungen, die wir uns über die Außenwelt bilden, sollte nicht oberflächlich sein, sondern konkret und genau. Dazu muss man sehr klar und aufmerksam die Welt betrachten, um das was einem entgegenkommt mit klareren Begriffen und umfassenderen Vorstellungen zu erfassen. Mit der Zeit merkt man so wie die Vorstellungen an Bedeutung gewinnen im gleichen Maße die Außenwelt an Bedeutung gewinnt.

4. Und er soll nicht befriedigt sein von Vorstellungen, die nicht eine solche Bedeutung haben.
4. Die Oberflächlichkeit wird so als fad und leer empfunden wenn sie bedeutungslos sind. Vor allem dann, wenn man mit der Zeit seine Vorstellungen wirklich bis zu der tieferen Bedeutung einer Sache erschafft und dies einen erfüllt. Dies kann nicht befriedigen.

5. Er soll sein ganzes Begriffsleben so lenken, dass es ein treuer Spiegel der Außenwelt wird.
5. Begriffe richtig zu fassen benötigt ein differenziertes Herangehen. Man kann nicht einfach so mit Begriffen um sich werfen. Diese müssen gut durchdrungen und erfasst werden. Bzw. muss man sich bewusst sein, dass man einen Begriff, der über die Materie hinausgeht, wie z. B. Seele gar nicht so leicht erfassen kann. Und auch das müsste mit benannt werden. So können Begriffe von verschiedenen Sichtweisen erweitert werden und zeigen damit eine größere Weite auf, wie wenn man den Begriff auf das bisher Erlernte begrenzt.

6. Sein Streben soll dahingehen, unrichtige Vorstellungen aus seiner Seele zu entfernen.
6. Eine Frage war hier, wie findet man zu solch einem Streben, ohne sich selbst unter Zwang zu setzen, oder Schuldgefühle zu haben, wenn es einem nicht gelingt.

Wenn es einem aber nach und nach gelingt, wahrzunehmen, dass unrichtige Vorstellungen einem ein falsches Bild widerspiegeln, wird man immermehr den Wunsch verspüren die Dinge bis in die Tiefe zu begreifen, ihrer wirklichen Bedeutung nahezukommen. Es werden dem Menschen damit zusammenhängende, ganzheitlich umfassendere Bedeutungen bewusst. Unrichtige Vorstellungen kann man dann leicht loslassen.

Kommentare sind geschlossen.