Am Sonntag, den 18. und 25. September findet jeweils ein gemeinsames Gespräch von 10.00-11.30 Uhr zu dem unten stehenden Text von Pico della Mirandola statt. Eine online Teilnahme ist möglich. Es ist ein mittelalterlicher Text, deshalb ist die Sprache ungewohnt. Um die eigentliche Aussage zu erfassen, muss man sich längere Zeit mit dem Text beschäftigen, bis man ihn versteht. Anmeldung bei mir oder über Mensch&Leben
„Über die Würde des Menschen“ von Giovanni Pico della Mirandola
Giovanni Pico della Mirandola ist ein bedeutender und bekannter Philosoph der Renaissance. Seine Schrift, „Über die Würde des Menschen“, ist wahrscheinlich bis heute eine der bedeutsamsten und grundlegensten der Philosophie über die Würde. G. Pico della Mirandola lebte von 1463 bis 1494 in Italien, vor allem Norditalien, er starb jung mit 31 Jahren; er wurde ermordet. Er war ein Kind der Renaissance und stellte die Würde in Beziehung zu der einzigartigen Willensfreiheit des Menschen. Das war in dieser Zeit ein neuer Ansatz und beruhte auf seinem eigenständigen Denken. Er stand unter dem Schutz Lorenzo di Magnifico in Florenz, denn seine Thesen über die Freiheit und Einzigartigkeit des Menschen wurden von der Kirche als ketzerisch zurückgewiesen und letztendlich verboten. Sein Anliegen war es allen Religionen und Strömungen im Werden des Menschen zu seiner göttlichen Natur eine Gemeinsamkeit zu verleihen. Er beschäftigte sich neben dem Christentum viel mit den griechischen Gedanken von Phytagoras, Platon und Aristoteles, aber auch mit dem Islam und dem Judentum. Auch wenn er ein Kind der Renaissance und des damit verbundenen Humanismus war, verleugnete er niemals die metaphysische und geistige Ebene. Damit unterschied er sich häufig von seinen humanistischen Zeitgenossen.
Die Ausgrenzung und Verfolgung durch die Kirche bewirkte bei ihm einen Rückzug und ein Zurückweichen auch auf gedanklicher Ebene. Er konnte das einstmal weite Gedankenleben in dieser Weise nicht aufrechterhalten. Hier wäre evt. auch der Einfluss von Savonarola zu nennen, mit dem er wenige Jahre vor seinem Tod verbunden war.
Die Schrift „Über die Würde des Menschen“ ist die Präambel, zu seinem von der Kirche verbotenen Frühwerk, in dem er versuchte die verbindende Seite aller Religionen und philosophischen Strömungen herauszuarbeiten und damit in einen Diskurs mit den anderen Relegionen und Philosophien zu treten. Hier ein Auszug daraus.
„Wir haben dir keinen festen Wohnsitz gegeben, Adam, kein eigenes Aussehen noch irgendeine besondere Gabe, damit du den Wohnsitz, das Aussehen und die Gaben, die du selbst dir ausersiehst, entsprechend deinem Wunsch und Entschluß habest und besitzest. Die Natur der übrigen Geschöpfe ist fest bestimmt und wird innerhalb von uns vorgeschriebener Gesetze begrenzt. Du sollst dir deine ohne jede Einschränkung und Enge, nach deinem Ermessen, dem ich dich anvertraut habe, selber bestimmen. Ich habe dich in die Mitte der Welt gestellt, damit du dich von dort aus bequemer umsehen kannst, was es auf der Welt gibt. Weder haben wir dich himmlisch noch irdisch, weder sterblich noch unsterblich geschaffen, damit du wie dein eigener, in Ehre frei entscheidender, schöpferischer Bildhauer dich selbst zu der Gestalt ausformst, die du bevorzugst. Du kannst zum Niedrigeren, zum Tierischen entarten; du kannst aber auch zum Höheren, zum Göttlichen wiedergeboren werden, wenn deine Seele es beschließt.“ Entnommen aus der Seite: https://anthrowiki.at/W%C3%BCrde
Mit diesem Text werden wir uns jeweils Sonntags, den 18. und 25. 9. 2022 auseinandersetzen. Das Treffen geht von 10.00 bis 11.30Uhr.