Die zwölf Stufen
Viele Teilnehmer der Kurse kennen das Sonnengebet. Hier ein link zu einem Video mit Heinz Grill. https://heinz-grill.de/sonnengebet-surya-namaskara/
Das Sonnengebet ist ein bekannter Übungszyklus der die Beweglichkeit des Körpers fördert. Vor allem die Spannkraft der Wirbelsäule wird angeregt. In einem dynamischen Wechsel von öffnenden und schließenden Bewegungen wird diese Übung ausgeführt. Es hat aber auch noch eine viel tiefere Bedeutung für den Menschen.
Dem Sonnengebet hat Heinz Grill ein altes indisches Gebet grundgelegt, das die Bedeutung hat, dass ein Gedanke der einmal wirklich gedacht ist, sich nach und nach über verschiedene Stufen realisiert. Dieser Gedanke ist wie ein Sonnenbürger, der den Menschen umkreist und sich nach und nach im Herzen manifestiert und verwirklicht. Sie finden seine Ausführungen zum Sonnengebet in dem Buch „Die Seelendimensionen des Yoga“ Eine kurze Buchbeschreibung finden Sie im Stefan Wunderlich Verlag.
Der folgende Satz ist aus den Ausführungen von Heinz Grill zum Sonnengebet entnommen. „Wenn sie heute einen hohen und edlen Gedanken mit Zielstrebigkeit und dem Wusch nach Verwirklichung denken, so wird dieser Gedanke, gemäß seines Wesenszustandes Bhavan(1), durch die Stufen der Entwicklung gleiten und zur Realisierung gelangen.“ Die Seelendimensionen des Yoga.
Es sind 12 Einzelbewegungen im Sonnengebet. Soviel Monate ein Jahr hat.
1.Es beginnt mit einer klaren Vorstellung, indem man das Ziel / eine Idee grundlegt, 2.diese wächst in einem weiter 3.aber man selbst ist noch nicht in der Kraft es vollständig im Bewusstsein zu bewahren. 4.Das Denken wird wacher und 5.der Gedanke / die Idee nimmt greibarere Formen an. 6.Es braucht Hingabe um wirklich das Ziel zu erreichen sowie 7.die Unterscheidung zwischen freieren und hindernden Aspekten. 8.Es gibt bestimmte Augenblicke auf dem Weg der Umsetzung, die erkannt gedeutet und bewahrt werden müssen. 9. Ausdauer und Treu zum Ziel sind erforderlich. 10. Der Gedanke soll eine Förderkraft auch im Sozialen und sogar in der geistigen Welt entfalten. 11. Ein lange gepflegter Gedanke, der gedacht ausprobiert, umgesetzt wird, erzeugt sogenannte Ätherkräfte oder Lebenskräfte und 12. zeigt sich am Ende in der Realisation. Er ist eins geworden mit dem Menschen und hat sich in der Welt realisiert. Genauere Beschreibungen zum Sonnengebet finden Sie am Ende.
Es sind zwölf Figuren im Sonnengebet, so wie es zwölf Monate gibt. Jede einzelne Figur hat ein Mantra und stellt eine dieser Stufen dar.
Aus dem Mutterboden wächst das Selbst
in sprießender Energie
Ein Knabe,
wird zum Schüler
den das Lernen
zum Bitten führt
Wachheit
zur großen Prüfung
Treue und Ergebenheit
im Dienst
führt den Jüngling
zum Vater
Aus dem Mutterboden wächst das Selbst: Dezember, Das Neue Jahr kann auch gesehen werden, dass es mit der Wintersonnwende oder mit Weihnachten beginnt. Die Zeit der Rauhtage können genützt werden, um in den dunklen Winterhimmel neue Ideen und Gedanken für das kommende Jahr zu säen.
In sprießender Energie, Januar: Unerkannt wächst der Gedanke der gesät wurde weiter. – Es ist gut zu wissen, dass es ein Weiterwachsen gibt, auch wenn wir davon nichts merken.
Wie ein Knabe, Februar: Das Bewusstsein ist noch wie ein Kind unbewusst, unmündig und kann den Gedanken noch nicht wirklich fassen.
Der zum Schüler wird, März: „Das Frühjahr des Denkens erwacht.“
Den das Lernen, April: Der Gedanke gewinnt an Form. – Wenn man länger sich mit einer Sache beschäftigt, wird sie immer klarer und greifbarer, sie gewinnt Form. Dann wird der Gedanke anschaubar, greifbarer und als Realität erlebbar.
Zum Bitten führt, Mai: Hier beschreibt Heinz Grill, dass man auf dem Realisierungsweg eines hohen und edlen Gedankens erlebt, dass man ohne Hingabe und erfürchtigem Bitten keinen Erfolg haben kann. – Die Ausführung dieser Stellung, die oft schwerfällt, Knie, Brustkorb und Stirn aufzulegen, gelingt um ein vielfaches besser, wenn dieser Gedanke der Ausführung zugrunde gelgt wird. Wir haben uns die Frage gestellt, wen bittet man eigentlich. Eventuell kann es je nach Situation verschieden sein kann. Man kann einen anderen Menschen, sich selber, den Gedanken, die höhere Welt usw. bitten.
Wachend, Juni: Dies ist die siebte Übung und damit die halbe Wegstrecke zur Realisierung des Gedankens. Es ist die Unterscheidung. Eine Unterscheidung zwischen demjenigen, was dem Ziel dient und was einen davon ablenkt. Im Sanskrit ist das Wort für Unterscheidung „Viveka“. Es bedeutet, dass man unterscheiden kann, ob einen etwas mehr zurückbindet an alte Muster, Abhängigkeiten und ungesunden Bindungen oder einen freier vom Alten, unabhängig vom Karma vorwärtsgehen lässt.
Zur großen Prüfung, Juli: „Auf dem Realisierungsweg eines Gedankens, gibt es entscheidende Augenblicke, die erkannt gedeutet und bewahrt werden müssen.“ Man könnte ja denken eine Prüfung ist etwas Schwieriges, was man bestehen muss, hier sind die Gedanken aber etwas anders. Mir ist hier das Immunsystem eingefallen, dem genau diese Aufgabe zukommt. An der Auseinandersetzung wächst es und wird immer stärker und fähiger zu reagieren.
Treue und Ergebenheit, August: Ausdauer und Treue zum Ziel sind erforderlich. Hier wäre eine Anregung, dass man eine Art Tagebuch führt in das man jeden Tag seine Ziele grundlegt und Abends nochmals reflektiert, ob einem die Umsetzung gelungen ist oder nicht. Um Enge und Zwängen zu entgehen kann die Frage beim Gelingen und Nichtgelingen nach dem „Warum“ gestellt werden. So bleibt man mehr im Forschen und beobachten.
Im Dienst, September: Der Dienst soll sich förderlich ins Soziale und sogar bis in höhere geistige Welten tragen. s. Bsp.. Zum Geistigen möchte ich gerne auf eine Aussage von R. Steiner hinweisen. Er beschreibt, dass zu viel früheren Zeiten, die Menschen durch die Engel geführt waren. Im Laufe der Entwicklung hat der Mensch immer mehr Selbstverantwortung erlangt. Der Mensch hilft sozusagen den Engelswelten, die Gedanken hier auf Erden weiterzudenken und sie bis in die Materie hinein zu entwickeln. In der Nacht fließt das vom Menschen erdachte und die Erfahrungen, den Engeln zu und sie arbeiten dies dann über die Nacht aus und morgends wacht der Mensch mit neuen Ideen auf. Ohne die Hilfe des Menschen könnten die Engel nicht mehr richtig arbeiten und unsere Erde würde langsam verdörren.
Führt den Jüngling, Oktober: Wenn ein Gedanke lange und ausdauernd gedacht und gewahrt wird, so entfaltet dieser, durch seine geistige Realität, Lebenskraft. Heinz Grill nimmt hierfür den Begriff Ätherkräfte. Diese können vom Denkenden als belebend und die körperliche wie die seelische Gesundheit fördernd, wahrgenommen werden.
Zum Vater, November: Der Gedanke hat sich im Menschen oder in der Welt realisiert. Er ist eins geworden mit dem Menschen. Der ehemals universale Gedanke hat sich im Menschen manifestiert.
(1)Bedeutung von Bhavan laut Internetrecherche: es steht für Heim und Residenz. Es kann auch mit Existenz übersetzt werden oder als ein Ort, wo etwas wächst. Und Bhavana bedeutet zudem sich etwas vorstellen, etwas entstehen lassen und lehren.“ In diesem Sinne hier kann man von einer geistigen Existenz sprechen.